Widme Dich Deinen Träumen! – Evelyn Stierle

von Thomas
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Traum und Magie berühren sich. Beide sind Teil einer ganz eigenen Welt nicht alltäglicher Wahrnehmung. Die Beschäftigung mit unseren Träumen ist ein weiterer Zugang, uns einer magischen Dimension in unserem Leben wieder bewusster zu werden.

Von Evelyn Stierle






„Säe ein Samenkorn in die Erde

und sie wird dir eine Blume hervorbringen.
Träume Deinen Traum zum Himmel
und er wird Dir Deine Geliebte bringen.“
(Khalil Gibran)

Unser Bewusstsein und Phänomene des Unbewussten eröffnen uns ein Riesenspektrum, uns selbst zu begegnen, uns zu erforschen, um letztlich unseren Lebensplan und unsere Lebensaufgabe mehr und mehr zu erfassen und so der Vorgabe unserer Seele zu folgen. Haben wir erst einmal einen roten Faden entdeckt, können wir ihn weiter spinnen und sehen, wohin er uns leiten will. Einer dieser Fäden sind unsere Träume.

Träume sind vielschichtig, sie repräsentieren unterschiedliche Aspekte von uns. Wir können im Traum Altes, Belastendes oder gerade eben im Alltag schwer Erlebtes ein Stück weit aufarbeiten und bewältigen. In Albträumen begegnen wir den Fratzen unserer Urängste und bekommen gezeigt, was in uns noch unerlöst ist und der näheren Betrachtung und Zuwendung bedarf. Dann gibt es die Träume, die uns in einer blumigen Bildersprache etwas näher bringen wollen, was wir zunächst gar nicht recht zu deuten vermögen. Wir können uns dieser Sprache annähern über den Zugang in eine Welt der Symbole, der metaphorischen Übersetzung und auch der analytischen Deutung. Manche Traumbilder werden trotzdem nie ‚übersetzt’ werden können und bleiben in ihrer eigenen Bildsprache als Symbol in unserer Seele verankert und wirken von dort aus – oft auf uns magisch erscheinende Art und Weise. Manche Träume werden fast körperlich und so real erlebt, als sei auch nach dem Aufwachen das Geträumte genauso wirklich wie der gewohnt gelebte Alltag. Oft mischen sich in diese Art des Träumens auch Aussagen oder Hinweise für etwas in der Zukunft Liegendes. Oder deutliche Botschaften für den Träumenden, irgendwelche Hinweise das eigene Leben betreffend, Entscheidungshilfen in Konfliktsituationen oder auch Fingerzeige für notwendige Schritte. Diese Träume sind wie Wegweiser. Oft auch Warnschilder. Oder Umleitungsempfehlungen. Je nachdem, was unsere Seele für uns vorsieht und wir nicht unbedingt mit unseren Vorstellungen jederzeit sofort in Einklang bringen können.

Deshalb braucht es ja gerade eine andere Ebene, wie sich unsere innere Essenz mit uns in Verbindung bringen kann. Träume sind dafür ein mögliches Vehikel.

Manche Träume können geradezu visionären Charakter haben. Sie dringen seltener bis in unser Bewusstsein vor. Wenn sie es tun, werden sie vom Träumenden als etwas sehr Besonderes wahrgenommen, denn ihnen haftet eine ganz eigene Schwingung und Energie an, die bis in ganz tiefe Schichten unseres Seins dringen kann. Wir sind berührt von der magischen Dimension, die wir intuitiv erfassen können.

In bestimmten Kulturen wird dem Traumgeschehen ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil. Die Verbindung zwischen Magie und Traum wird hier besonders deutlich. Der Schamane erhält in Träumen Visionen über Heilungsvorgänge, das Orakel über die Zukunft. Menschen üben sich darin, ihre Träume bewusst zu lenken und so das Bewusstsein zu erweitern.

Phänomene wie das luzide Träumen oder auch Astralreisen fordern uns heraus, unsere eng gesteckten Grenzen von dem, was Traum oder Realität sei, neu zu bestimmen. Nicht umsonst ist die Essenz östlicher Philosophie die, dass wir eigentlich in einem Traum, in den Trugbildern einer Illusion (Maya) leben und in ihnen in einem ewigen Kreislauf des Leidens gefangen sind (Samsara).

Das, was wir „Realität“ nennen, ist eigentlich der Traum – und oft genug auch Albtraum –, aus dem wir endlich aufwachen müssen oder sollten. Tschuang Tse findet wunderbare Worte für dieses Phänomen. „Ich träumte, ich wäre ein Schmetterling. Jetzt bin ich aufgewacht und weiß nicht, ob ich ein Mensch bin, der gerade geträumt hat, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der gerade träumt, dass er ein Mensch ist.“

Dann gibt es da natürlich auch noch unsere Tagträume, denen wir uns hingeben, wenn wir mit einer Realität konfrontiert sind, die uns schmerzt oder frustriert oder ängstigt oder alles zusammen. Wir träumen uns auf eine Insel, in der Harmonie und Frieden herrscht, wir träumen uns in die Arme eines geliebten Menschen, der uns vor den Unverträglichkeiten unseres Lebens schützt oder in die Gegenwart Gottes oder eines Engels oder Buddhas, um dem Himmel und seinem Segen näher zu sein und uns zu erlösen.

Wir träumen auch von weltlichen Genüssen, Karriere, Geld, Sex, Anerkennung. Wir träumen uns in die Rolle eines von Erfolg gekrönten Menschen. Sind beifallbeklatschter Superstar auf der Bühne unseres Lebens. Oder wir erträumen uns Erleuchtung und sehen uns als Eremit völlig entspannt in einer abgelegenen Höhle des Himalaya sitzen und meditieren. Weit weg von allem, was uns die Welt an Widerstand entgegensetzt.

„Alles Illusion!“, kommentiert der Verstand. Ja, das sind in der Tat manchmal illusionäre Wunschbilder, um nicht mit schmerzlichen Wirklichkeiten umgehen zu müssen. Doch auch selbst diese Art des Tagträumens kann uns wichtige Hinweise auf unserem Seelenpfad geben. Wenn wir sie ernst nehmen und sie Stück für Stück auf ihre „Realitätstauglichkeit“ hin übersetzen, werden wir erkennen, dass unsere Seele in Form unserer Sehnsucht und manch verborgenen Herzenswünschen zu uns spricht.

Wir dürfen tatsächlich nicht in bloßem Wunschdenken verhaftet bleiben und uns in unseren Tagträumen verlieren. Aber wir dürfen uns in ihnen finden! Und daran arbeiten, den zurecht und gesundgeschrumpften Wunschvorstellungen allmählich näher zu kommen. So werden unsere Träume am ehesten tatsächlich wahr!

Ein wunderbarer Ausspruch von Nietzsche kann dabei eine inspirierende Vorgabe sein: „Ziele nach dem Mond. Selbst wenn Du ihn verfehlst, wirst Du zwischen den Sternen landen.“

Dazu gehören auch die Träume und Wünsche, die wir als Kinder und vor allem auch als Jugendliche hatten. Sicher geht es nicht darum, die typischen Kinderträume vom mutigen und heldenhaften Piloten oder der betörenden und bezaubernden Prinzessin eins zu eins umzusetzen. Sie sind eher als archetypische Bilder zu verstehen und zeigen eine bestimmte Seelenqualität von uns auf.

In diesem Sinne zeigen sich in unseren Kinderträumen bereits wertvolle Hinweise auf unsere Talente, auf unsere Bedürfnisse und unseren ganz speziellen persönlichen Beitrag. Auch hatten wir als Jugendliche ganz großartige Ideen von einer besseren Welt und was wir gerne verändern wollten, was uns zutiefst bewegte und woran und worauf wir unbändige Lust hatten.

Es ist wertvoll, sich immer wieder daran zu erinnern! Wir waren damals noch näher an uns selbst und mit unserer Lebensenergie noch enger verbunden. Und damit auch mit der ihr innewohnenden Kraft der Magie. Wir hielten Wunder noch für möglich – alles erschien uns machbar und vorstellbar!

Sich seinen Träumen zu widmen bedeutet, all diese Aspekte ernst zu nehmen. Unsere Träume nicht zu bewerten oder zu ignorieren – so nach dem Motto: „Träume sind Schäume“ – und somit lediglich als nichtsnutziges und nichtssagendes Beiwerk eines verirrten Geistes –, darin liegt die Herausforderung und auch die wunderbare Möglichkeit, uns selbst näherzukommen und unsere Essenz immer tiefer zu erfassen.

Unsere Träume und Wünsche können, ebenso wie unsere Intuition, Wegweiser und Türöffner sein. Zu tieferen Schichten in uns selbst und so auch zur magischen Dimension unseres Lebens. Ähnlich wie die Intuition sind auch unsere Träume dankbar für unsere innere Einladung. Auch sie können wir nicht wirklich kontrollieren oder manipulieren. Wir werden aber immer mehr Zugang zu unserem Traumerleben finden, wenn wir uns dafür öffnen, neugierig sind, das Geträumte wertschätzen und bewusst verarbeiten und dies auch in irgendeiner Form zum Ausdruck bringen. In gemalten Bildern, in geleiteten Meditationen, dem Erstellen einer Collage oder im Führen eines Traumtagebuchs.

Bei der Umsetzung unserer Träume und Wünsche in gelebte Realität kann uns die Auseinandersetzung mit geistigen Gesetzmäßigkeiten helfen, denn das, was wir denken, fühlen und innerlich mit Leben erfüllen, ziehen wir magnetisch an. Wir liefern sozusagen eine Art Blaupause, auf die unsere Umgebung und im weiteren Sinne das Universum reagiert. Das kosmische Gesetz der Resonanz macht deutlich, dass wir unsere Erfahrungen selbst kreieren und die Ereignisse unseres Lebens mit erschaffen. Als energetische Wesen senden wir fortwährend Schwingungen aus und gestalten so unsere Kommunikation mit dem Universum. Alle unsere Gedanken sind Schwingungen auf einer bestimmten Frequenz.
Wir ziehen mit ihnen jene Ereignisse oder Menschen an, die mit dieser Frequenz im Einklang stehen.

Alles im Außen ist also ein Spiegel unserer inneren Welten, in dem wir uns erkennen können. Wie Außen so Innen, und umgekehrt. Was bedeutet all das für unseren inneren Prozess, uns unseren Träumen zu widmen?

Der persische Mystiker Rumi sagte einmal: „Das, wonach du Dich sehnst, sehnt sich nach Dir!“ Welch wunderbare Einladung und Ermutigung an die Gestaltungskraft unserer Träume und Wünsche! Je mehr wir uns ihnen widmen und uns auf ihre Sprache und Magie einlassen, desto eher haben wir tatsächlich eine Chance, unsere Träume zu leben, statt unser Leben zu träumen.

Besser wir verfolgen unsere Träume als sie verfolgen uns!

Von Evelyn Stierle, www.evelynstierle.com


Ein Auszug aus dem Buch:

Magic_Rezi_cover



Evelyn Stierle: “Magic is real”
Phänomen Verlag 2013
Umfang: 240 Seiten
Preis: 20,- Euro
ISBN: 978-3943194272
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