Mitten im Glück vor Anker gehen – Franziska Muri

von Thomas
Copyright 2016 VICUSCHKA / Photocase, all rights reserved.

© VICUSCHKA / photocase.de

Manche Leute versuchen sich das Leben schön zu reden…wie wäre es denn aber mal mit schön schreiben?! Das etwas andere Tagebuch wäre eines, dass nicht gerade unsere Dramen festhält, sondern unsere glückseligen Augenblicke – ob groß oder klein! Warum es Sinn macht, persönliche Glücksgefühle aufzulisten, erfuhr und erklärt die Kulturwissenschaftlerin Franziska Muri.

von Franziska Muri

 

Ein sanftes Erwachen am Morgen, während vorm Fenster eine Amsel singt. Die zärtliche Geste eines geliebten Menschen. Der Stolz, wenn eine Aufgabe geschafft wurde. Das Lachen über einen guten Gag. Ein tanzendes Kribbeln im Herzen, dieses Gefühl purer Lebendigkeit … Wundervolle Momente durchziehen unser Leben wie Sterne den Himmel einer klaren Sommernacht.

Allerdings bemerken wir sie oftmals nicht, lassen sie nicht an uns heran, nicht in uns hinein, in unser Bewusstsein, in unser Herz. Und so verpassen wir das, was uns die Kraft geben kann, die Herausforderungen unseres Lebens und selbst die Wirren in der Welt mit Zuversicht und Freude zu meistern.

 

Der Kammerton des Lebens

Tatsächlich ist es das Kleine, das das Große bestimmt. Die vielen winzigen Empfindungen des alltäglichen Lebens machen in der Summe das aus, was wir als unser Lebensgefühl erfahren. Das Gefühl, mit dem wir morgens aufstehen. Mit dem wir an unsere Aufgaben herangehen. Mit dem wir anderen Menschen und uns selbst begegnen.
Barbara Fredrickson hat sich als eine der führenden Vertreterinnen des Wissenschaftszweiges der Positiven Psychologie intensiv mit den guten Gefühlen beschäftigt. Eine der zentralen Fragen dabei war es – genauso wie letztlich bei jedem von uns auch: Was braucht es, damit das Leben gelingt? Die Antwort, die sie fand, ist verblüffend einfach und wurde mittlerweile von zahlreichen Studien bestätigt: Wer dreimal so viele positive, angenehme, schöne Empfindungen hat wie negative, dessen Leben erblüht. Er befindet sich in einer Aufwärtsspirale der wachsenden Lebenszufriedenheit und des Gelingens.

 

Dem Glück Flügel schenken

Mit dieser geradezu magischen Formel 3:1 hat uns Barbara Fredrickson ein großes Geschenk gemacht. Denn hat sie uns damit nicht den Schlüssel zum Glück überreicht? Dreimal öfter angenehm empfinden als unangenehm, das müsste doch hinzukriegen sein, oder?
Man kann hier tatsächlich nachhelfen. Es beginnt damit, sich all das Erfreuliche, Berührende, Wunderbare, Liebevolle zu vergegenwärtigen, das sowieso schon da ist – im eigenen Leben und in der Welt. Wenn wir es bewusst wahrnehmen, genüsslich erfahren, aktiv erleben, sind wir sofort von angenehmen Gefühlen erfüllt. Und die sorgen nicht nur dafür – klar –, dass wir uns gut fühlen. Sie machen uns auch offener und interessierter, bereit, die vielfältigen Chancen in allem zu entdecken, was uns begegnet. Immer mehr Positives strömt in unser Leben. Wir breiten die Arme aus – und werden umarmt.
Wie aber schaffen wir diese Bewusstheit für das Positive? Es gibt dafür zum Beispiel eine mittlerweile sehr bekannte Übung: Jeden Abend fünf Dinge aufschreiben, die an dem Tag gut gelaufen sind, die berührt haben oder einen Glücksmoment schenkten. Ich schreibe so ein Positiv- oder Glückstagebuch mittlerweile seit einigen Jahren, nicht unbedingt täglich, aber doch mehrmals pro Woche. Diese Übung lenkt nicht nur den Fokus auf das Positive, das sich plötzlich zu vermehren beginnt, sie lässt mit der Zeit auch ein Archiv des Schönen entstehen, an dem man sich jederzeit erfreuen kann. Es entwickelt sich eine Art Positiv-Biografie, die alles Berührende, Erfüllende und Stärkende enthält, all das, was es braucht, um auf sein Leben blicken und sagen zu können: Ja, es ist gut.

 

»Alles, was mich glücklich macht«

Ich habe ein Faible für Listen. Und so entwickelte sich aus diesem Glückstagebuch mit der Zeit ein ganzer Ordner: eine Sammlung an Erinnerungen an das, was positive, angenehme, liebevolle, dankbare Gefühle in mir auslöst. Wenn mich der Alltag zu fest in den Griff nimmt, erinnern mich Listen wie: »Die schönsten Momente der letzten zwölf Monate«, »Die berührendsten Begegnungen« oder »Orte, an die ich reisen möchte« daran, wie reich mein Leben ist. Wenn ich mich kraftlos fühle, geben mir »Zehn Dinge, die ich unbedingt noch erleben möchte«, »Das Schönste, was andere über mich gesagt haben« oder auch »Die wertvollsten Geschenke bisheriger Krisen« neuen Schwung.
Mein Ordner erhielt den Namen: »Alles, was mich glücklich macht«. Mir tut es sehr gut, diesen Schatz an persönlichen Glücksankern zu pflegen, an trüberen Tagen darin zu schmökern und immerweiter Freude und Dankbarkeit zu kultivieren.Mit dieser Erfahrung gehe ich davon aus, dass es auch anderen Menschen so gehen dürfte. Deswegen gibt es nun das Buch »Alles, was mich glücklich macht« – mit vielfältigen Anregungen aus der Glücksforschung und jeder Menge Listen für eigene, ganz persönliche Eintragungen. Wer sie nutzt, erschafft sich damit neben schönen, erfüllenden Stunden der Selbstreflexion einen Schatz an individuellen Glücksankern. Er bringt die Aufwärtsspirale des Erblühens in Gang.

 

Mut zum Glück!

Bedeutet das alles, dass ein Leben gänzlich auf der Sonnenseite möglich wäre?Ganz sicher nicht. Licht bringt Schatten hervor und nach einem Aufstieg folgt vielleicht ein Plateau, aber dann geht es wieder bergab. Glück im Sinne eines Jubels, eines Freudentanzes oder auch nur einer entspannten Zufriedenheit ist nicht dauerhaft möglich. Wovon wir unser Leben dennoch tragen lassen können, sind Gefühle wie Dankbarkeit und Offenheit und das Erahnen eines tieferen – oder höheren – Sinns, der hinter allem Geschehen, allem Auf und Ab verborgen liegt. Diese Art Glück fällt den wenigsten über Nacht zu. Aber sie kann die Frucht eines längeren neugierigen Wachsens sein.Dabei lernen wir auch, immer besser mit den schwierigen Momenten klarzukommen.
Oft denken wir, dass Glück egoistisch sei. Oder purer Luxus in einer Welt, in der es so viele existenzielle Probleme gibt. Ich glaube, das ist eine falsche Denkweise. Denn was passiert, wenn wir glücklich sind? Wir öffnen uns, werden freigiebiger. Wir wollen andere teilhaben lassen an unserem guten Lebensgefühl. Es wurde mehrfach nachgewiesen, dass Menschen, denen etwas Gutes wiederfährt, nachher hilfsbereiter und freundlicher sind, selbst zu Fremden. Und es ist auch erwiesen, dass sich Glück ausbreitet: Wer einen glücklichen Menschen in seinem Umfeld hat, ist ebenfalls glücklicher.

Wer für sein Glück sorgt, tut damit also nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch seinem Umfeld – und letztlich der ganzen Welt. In diesem Sinne wünsche ich jeder Leserin, jedem Leser »alles, was sie glücklich macht«.

 

Buch zum Thema:

Alles was mich glücklich macht_Franziska Muri
Franziska Muri: “Alles, was mich glücklich macht – Das ganz persönliche Buch der Lebensfreude. Inspiration und viel Platz zum Selbstausfüllen”
Verlag: Integral (2016)
Umfang: Gebunden, 208 Seiten
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3-7787-9262-9

Hier können Sie das Buch bestellen!

 

 

Über Franziska Muri:

Seit vielen Jahren arbeitet die Kulturwissenschaftlerin als Lektorin für Buchverlage, insbesondere für solche, die sich mit Spiritualität, Lebenshilfe und Ratgebern befassen. Daraufhin begann sie, selbst ihre eigenen Lebensthemen in Büchern zu verarbeiten.

Ähnliche Beiträge

1 Kommentar

Ruth 17. Juni 2016 - 13:15

Hallo ihr Lieben,
Danke für diesen Bericht. Ich kann alles nur bestätigen, da ich dies seit einigen Jahren vollziehe.
Wenn ich glücklich und ausgeglichen in meinen Tag gehe, ziehe ich viele Menschen mit und das
macht große Freude. Gestern wurde ich noch von meinem Zahnarzt mit den Worten empfangen
” ich freue mich immer wenn ich sie sehe” . Ist das nicht schön , Danke , das freut mich und bestätigt
mich in meinem Lebensstil.
Ich wünsche allen es einmal auszuprobieren und grüße herzlich , Ruth

Kommentar schreiben