Kunst und Kreativität

von Lexikon

Die Entwicklung von Kunstformen, deren Kraft aus der Berührung mit einer kreativen, spirituellen Ebene herrührt, ist nur wenigen Menschen vorbehalten. Die Künstlerinnen und Künstler müssen das „Numinose“, d.h. das „Göttliche“ oder Geistige, als unbegreiflich erfahren haben, um es auszudrücken. Für das Kunstschaffen in jeder Form reicht es jedoch nicht aus, eine Vision, eine Inspiration zu haben – sie muss auch technisch umgesetzt werden können. Viel Wissen und Übung im Umgang mit Material und Werkzeug ist nötig, um das zufrieden stellend ausdrücken zu können, wovon dem Künstler in einer Vision eine „Ahnung“ bekommen hat. Und das geht nicht nur Künstlern so, jede Realisierung einer → Vision erfordert viel praktisches Wissen und Training, um die Brücke bauen zu können, die Betrachter und Beteiligte mit dem schöpferischen „Mutterfeld“ verbindet. Kreativität hat deshalb immer mit dem Akt der Verwirklichung zu tun: Visionen wollen Wirklichkeit werden, wollen eingebunden sein in den Ausdruck der Lebensenergien unserer Alltagswirklichkeiten.
Kreativ das Leben zu gestalten kann über reines Kunstschaffen hinaus in allem Ausdruck finden, womit sich ein Mensch bewusst beschäftigt. So erfordert die Arbeit eines aufmerksamen, geistig wachen Therapeuten ein Höchstmaß an Intuition und emotionaler Intelligenz im Umgang mit Menschen.
Es gibt viele Methoden und Möglichkeiten, sich in den Zustand der Leere und Empfangsbereitschaft zu versetzen, um sich mit diesem Feld der Kreativität zu verbinden. Erkenntnisse, Einfälle, gespeist aus dem Feld der Kreativität, rufen immer einen Moment der Berührung hervor bei dem, der aus diesem Feld empfangen hat. Diese Berührung verbindet mit der Ebene der Schöpfung, der Kreativität. Alles kreative Tun, das aus dieser Berührung erwächst, verbindet wiederum die Betrachter der Auswirkungen dieses Tuns mit der Ebene der Schöpfung, aus der das Tun gespeist wurde. Kreatives Handeln ist, so gesehen, immer auch eine Rückverbindung mit dem Tanz des Kosmos.
Eine Künstlerin, die daran arbeitet, diese kreative Qualität darzustellen, beschreibt den Prozess ihres Schaffens folgendermaßen:

„Ich habe beim Malen oft das Gefühl, dass das Bild sich wie ein Wesen dazu drängt, durch mich zum Ausdruck gebracht zu werden. Wenn ich im Prozess des Malens ‚wirklich’ bin, empfänglich und präsent, dann malt das Bild sich selbst. Bedauerlich finde ich es nur manchmal, dass die Vision immer noch diesen langwierigen, konzentrierten Weg über meine Hände durch den Pinsel gehen muss! Ich bin oft ganz ungeduldig im Warten darauf, dass ich das Bild auch endlich außerhalb von mir, sozusagen materiell, sehen kann!“ (Nana Nauwald 2001, Zeitschrift Tattva Viveka)
Das Erleben von Kunst und die Arbeit mit Kunstformen stellt ein wichtiges Gleichgewicht zu den häufig „kopflastigen“ Philosophien dar, mit denen sich spirituelle Sucher beschäftigen.

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