Kundalini (Sk. âSchlangenkraftâ)
Ein herausragendes Merkmal des → Tantra ist die Anwendung vielfältiger spiritueller Techniken. Dabei spielen die Praxis des → Hatha-Yoga und andere kĂśrperliche Ăbungen eine wichtige Rolle. Dazu gehĂśrt auch die Technik des Kundalini-Yoga in Verbindung mit der Aktivierung der → Chakras. Mit dem Erwecken der Kundalini-Kraft, die an der Basis der Wirbelsäule ruht, wird die Kraft der Shakti geweckt.
Kundalini heiĂt Schlangenkraft, weil diese Kraft schlafend aufgerollt in jedem Menschen am unteren Ende der Wirbelsäule ruht. Wird sie wachgerufen, so findet sie bei ihrem Aufstieg durch die Chakras ihren Ausdruck in Form von Energieempfindungen. Das âAufrollenâ der Kundalini ist die Bewegung der SchĂśpfung (→ Ouroboros). Wenn die Kundalini schläft, lebt der Mensch nur in seinem gewĂśhnlichen Alltagsbewusstsein. Wenn sie geweckt wird und durch die → Chakras zum kosmischen Bewusstsein aufsteigt, ist der Ăbende nicht mehr auf seine persĂśnliche Wahrnehmung beschränkt, und seine Energie vereinigt sich mit der hĂśchsten Einheit. Die Kundalini-Shakti (→ Shakti) kann durch verschiedene Meditationstechniken und Praktiken geweckt werden. AuĂer → Mantras wird auch die → Atemtechnik Pranayama eingesetzt (→ Raja-Yoga). Das rhythmische Atmen versetzt den ganzen KĂśrper in eine Schwingung, wodurch eine Kraft entsteht, die in der Lage ist, die Kundalini-Kraft zu bewegen.
Viele tantrische Ăbungen haben das Ziel, ĂźbernatĂźrliche Kräfte zu entwickeln, die siddhis. → Siddhi ist jede Macht, die als Ergebnis von Ăbungen erlangt wird. In manchen → Tantras dienen sexuelle Neigungen als Tor zur Befreiung, zur Einheit mit dem Absoluten, zur hĂśchsten GlĂźckseligkeit, sat-chit-ananda. Es ist das Eingehen in → Brahman, das Absolute ist Sein, Wirklichkeit und Freude. Alles Wirkliche wiederum ist chit, die durch die eigene Kraft oder Chit-Shakti und Maya-Shakti Form annimmt. Die Kraft selbst ist nicht von sich selbst unterschieden.