Die neuen Schamanen kommen aus dem Westen – Lara’Marie Obermaier

von Thomas

Das Interesse für Schamanismus wird heute hierzulande wieder größer. Ist es nur die Sehnsucht nach ursprünglicher Natur oder spüren die Menschen, dass auch das Wissen aus diesen alten Traditionen die Antwort für viele Fragen unserer Zeit liefern kann? Eine moderne Schamanin erzählt über die neue Sichtweise auf den Schamanismus und über ihre Arbeit.

Von Lara’Marie Obermaier

 

In den 50er Jahren erhielten die Schamanen der Hopi-Indianer eine Vision: Der Adler und der Kondor fliegen gemeinsam! Beide Hopi-Gruppen – jene aus Nordamerika und die Pacos der Qero Nation (Schamanen der Anden) – interpretierten die Bilder gleich: Das gemeinsame Voranschreiten des Westens, repräsentiert durch den Adler, mit den indigenen Kulturen, dargestellt durch den Kondor. Da das indigenene Wissen im Westen durch die massive Inquisition und systematische Ausrottung der Weisheitsträger so gut wie nicht mehr vorhanden war, beschlossen die Weisheitshüter der Qeros, nach fast 500 Jahren ihre geheimen Aufenthaltsorte in den Anden zu verlassen und ihr Wissen der westlichen Welt zu öffnen.

 

Kraftorte der Welt

Wir sehen heute eine große Sehnsucht in der europäischen Bevölkerung nach uraltem Wissen, das auch auf dem Europäischen Kontinent beheimatet war und zum Fundament des gemeinschaftlichen Lebens gehörte. Mystische Orte wie Filitosa auf Korsika oder Kultstätten in Norddeutschland, die aus der Jungsteinzeit stammen, belegen dies ebenso wie das berühmte Stonehenge in England, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Alle Kultstätten auf der Erde, egal auf welchem Kontinent, wurden auf sogenannten Kraftplätzen errichtet. Wir missverstehen oft als Kraftplatz die errichteten Bauwerke, doch diese wurden nur an Orten errichtet, die eine besondere Kraft ausstrahlten. Diese Stellen wurden zu Kraftorten, weil dort unmittelbar die unbeschreibliche Energie der Urquelle, der Schöpferkraft, der Großen Intelligenz, oder wie immer man das für sich benennen möchte, auf die Erde auftraf. Die Pacos der Anden nennen diese ungefilterte göttliche Kraft „Huaca“.

Wenn sich Menschen an diesen von der Urquelle initiierten Plätzen versammelten, dann wurden sie von dieser höchsten Kraft durchdrungen und „informiert“. Es erfolgte eine Art Rückkopplung an die Energie der höchsten Macht.

Alle indigenen Völker weltweit verstanden, dass wir Energie sind. Um den energetischen Zustand „sichtbar“ oder „begreifbar“ werden zu lassen, begingen sie Rituale, Zeremonien, Initiationen, um sich in höhere Bewusstseinszustände zu versetzen. Die Meister unter ihnen waren Schamanen, die sich nach langjähriger Ausbildung mühelos in verschiedenen Bewusstseinsebenen gleichzeitig bewegen konnten.

Die Zugänge zu diesen hochenergetischen Räumen wichen oft bereits von Dorf zu Dorf voneinander ab. Die Energie, die angerufen und aufgerufen werden sollte, war jedoch immer dieselbe. Mein für einige Jahre persönlicher Mentor, Alberto Villoldo, sagte einmal: „Es ist wie Eiscreme. Es gibt verschiedene Geschmacksrichtungen, aber die Basis ist immer die Gleiche, eben Eiscreme“.

 

Schamanen heute

Visionäre wie Carlos Castaneda, Michael Harner und Alberto Villoldo verschrieben sich der Mission, das Wissen der Schamanen Amerikas zu erforschen, dem Westen zugänglich zu machen und damit den „Schamanen des Westens“ wieder den Weg zu ebnen.

Es ist ein großer Unterschied, ob man zurückgezogen in den Anden, am Amazonas oder in entlegenen Teilen Nordamerikas leben und seiner spirituellen Entwicklung nachgehen kann, oder in unserer hektischen, ständig reizüberfluteten westlichen Welt. Ich erinnere mich noch gut an den Besuch von peruanischen Pacos 2006 in Schweden. Als sie von einer zweiwöchigen Europa-Tour nach Peru zurückkehrten, mussten sie sich für vier Wochen in die Abgeschiedenheit der Anden zurückziehen und sich in Zeremonien und Rituale begeben, um sich von den vielen westlichen Einflüssen und – wie sie es nannten – schweren Energien, die bei uns im Westen dauerpräsent sind, zu reinigen und zu erholen.

Wir haben diese Möglichkeit kaum. Und genau aus diesem Grund reicht eine Eins zu Eins Übertragung der indigenen Praktiken auf unseren Lebenskreis nicht aus. Um eine nachhaltige Veränderungen in unserer seelischen Befindlichkeit, unserer Gesundheit, unseres Wohlseins zu erreichen, genügt es nicht, Schwitzhütten, Feuerzeremonien, Feuerläufe und sonstige wunderbare Rituale zu besuchen. Dies sind außerordentlich kraftvolle Rituale, die uns reinigen und uns gut tun. Um eine nachhaltige Veränderung in unserem Leben zum Besseren zu erreichen, braucht es jedoch mehr.

Es bringt auch nichts, den Lebensstil der Schamanen durch Übernahme ihrer Kleidung imitieren zu wollen. Das alles haben weder die Hopi noch die Weisheitshüter der Pacos gemeint, als sie sahen, dass die neuen Schamanen aus dem Westen kommen.

Vielmehr sahen sie, dass wir uns im Westen wieder an unsere eigenen Energiequellen erinnern  und die schamanischen Weisheitslehren in unseren westlichen Kontext mit einbetten müssen. Sie sahen, dass wir wieder in unsere eigene Kraft gehen müssen, selbst Stellung zu beziehen haben. Sonst laufen wir Gefahr, die Weisheit außerhalb von uns zu suchen, uns klein zu machen und in eine romantische folkloristische Verklärtheit abzurutschen.

Wir müssen also anders mit den Parametern des westlichen Lebensstils umgehen und die uralte Weisheit, die die Weisheit der gesamten Menschheit ist, in einen für unser Bewusstsein passenden Kontext zu bringen.

 

Arbeit mit den vier Körpern

Wie erreicht man eine tatsächliche Veränderung im Alltags-Leben? Ich habe in meiner Praxis immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen wunderbare Erlebnisse mit Schamanen oder Heilern hatten, sie jedoch für sich keine nachhaltige Veränderung erreichen konnten. Dies hat oft den Grund, dass zum einen die modernen, neurobiologischen Erkenntnisse außer Acht gelassen wurden und zum anderen das angewandte Weltbild zu eng gehalten wurde.

Die indigenen Weisheitshüter lehren von jeher, dass wir, wie sie es nennen, ein Vier-Körpersystem haben. Der „innerste“ Körper ist unser physischer Körper. Dessen Sprache sind Atome, Moleküle. Die Intervention findet durch die Schulmedizin oder Naturheilkunde statt. Der physische Körper wird vom mental-emotionalen Körper umfasst. Dessen Sprache ist das Wort, die Intervention ist die Psychotherapie. Der mental-emotionale Körper „informiert“ den physischen Körper. Dies kennen wir von den psychosomatisch bedingten Erkrankungen. Dieser Körper wiederum wird vom seelischen Körper umfasst, dessen Sprache Bilder, Mystik, Poesie sind. Den seelischen Körper erreichen wir durch Zeremonie, Rituale, Bilder, Märchen. Der seelische Körper informiert den mental-emotionalen und den physischen Körper.

Alle drei Körper werden vom energetischen Körper umfasst und informiert. Die Ausstrahlung des energetischen Körpers ist auch messbar ist. Die Sprache ist pure Energie.

Werden in einer Sitzung lediglich einer oder zwei dieser vier Körper angesprochen, wird die Komplexität unseres Gesamt-Systems außer acht gelassen. Die in den nicht adressierten Körpern abgespeicherten Informationen sind immer noch vorhanden und werden nach einer gewissen Zeit wieder die gereinigten Körper durchdringen. Eine reine energetische Intervention reicht also nicht, sondern es müssen auch der physische, mental-emotionale und der seelische Körper unabdingbar mit einbezogen werden.

Da unser mental-emotionaler Körper (sprich Verstand und limbisches System) im Westen wesentlich ausgeprägter und dominanter sind als beispielsweise in den Anden oder im Urwald, müssen die Schamanen des Westens in der Lage sein, auch hier im Kontext zur Energie synergetische Antworten geben zu können.

Und wir brauchen eine Weitung unseres Weltbildes, um der Multidimensionalität unseres Seins und Bewusstseins gerecht werden zu können! Schamanen sind Kartenmacher. Sie entwerfen neue Lebenskarten. Sie sind jedoch auch in der Lage, in der bisherigen Karte lesen zu können und darin zu navigieren. Die Fähigkeit des darin „Lesens“ hängt entscheidend von der Ausbildung des Schamanen ab. Hier hat im letzten Jahrzehnt eine dramatische und rasante Entwicklung durch das zunehmend weiter werdende Bewusstsein der Menschheit ergeben. Das bestätigt auch die moderne Physik und ich zitiere hier den Kosmologen Tedmark, der sagte: “Es scheint, als sei das immer tiefere Verständnis unserer Welt damit verbunden, dass wir die Realität immer aufs Neue ausweiten müssen“.

 

Heilung aus den kosmischen Bereichen

So reicht es heute zum Beispiel nicht mehr aus, eine im Schamanismus klassische Seelenrückholung (in der Psychotherapie spricht man von abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen) allein zu kennen. Es haben sich in den vielen Sitzungen auch Seelenfragmentierungen, Seelensprünge, Seelenverluste gezeigt, die nicht mit den herkömmlichen Methoden der Seelenrückholung gelöst werden können.

Ich erinnere mich noch gut an den Durchbruch in diese kosmischen Bereiche, als eine Klientin mich um eine Notfallsitzung bat. Sie stand kurz vor dem finanziellen Ruin, hatte ihrem Zwillingsbruder all ihr Geld gegeben und war dadurch in einer echten Notlage. Wie in der schamanischen Energiemedizin üblich, reiste ich zuerst in ihre sogenannte Unterwelt (die unserem Unbewussten entspricht), um nach der Erstverwundung zu suchen. Die kann über das Familiensystem ererbt, in einer früheren Inkarnation entstanden sein oder aus dem kollektiven Unbewussten kommen.

Doch dieses Mal war es anders. Die bisherige, verlässliche Karte reichte nicht aus. So schickte mich der Hüter der Unterwelt zu einer anderen Erde. Ich war völlig verblüfft und traute dieser Wahrnehmung nicht gleich, hinterfragte mich, ob mir mein Ego da nicht vielleicht einen Streich spielte. Ich versetzte mich nochmals ganz bewusst in den höheren, schamanischen Seher-Zustand, rief die Medizinmänner- und Frauen, die in der Unendlichkeit residieren an, damit ich wirklich sicher sein konnte, in diesem ganz reinen, heiligen Raum zu wirken. Und sie begleiteten mich zu dieser anderen Erde.

Ich „sah“ dort Wesenheiten, die einen Kopf mit zwei Gesichtern hatten, so, wie wir es von der Gottheit Janus kennen. Eins war männlich, eines weiblich. Und plötzlich tauchte im Energiefeld der Klientin das Bild auf, dass sie ihr maskulines Gesicht „verloren“ hatte, sie diesen Anteil von sich verzweifelt suchte und alles geben würde, um wieder ganz zu werden. Und genau das spielte sich in ihrem jetzigen Leben ab und hatte sie in diese Notlage gebracht. Ihr leiblicher Zwillingsbruder, der sie nicht gut behandelte und sich ihr immer wieder entzog, repräsentierte diesen verloren geglaubten Anteil von ihr.

Wenn ein Trauma in unserem leuchtenden Energiefeld aktiviert ist, dann rufen wir sozusagen alle Programme auf, die bei der Entstehung des Traumas geschaffen wurden und dadurch durchleben wir diese Ursprungs-Situation mit all ihren Emotionen immer und immer wieder. Dieses Trauma ist so mächtig, dass es auch Personen in unserem Umfeld dazu bringen kann, sich genau so zu verhalten, damit sich die Ursprungs-Situation wiederholen kann.

Im heiligen Raum fungieren wir als Mittler zwischen den Welten und halten den Raum für die notwendigen Transformationen. Der heilige Raum ermöglicht es uns, völlig außerhalb der linearen Zeit und des Raums zu sein, so dass wir auf tiefster Ebene verstehen, dass alles gleichzeitig geschieht. In diesem Zusammenhang möchte ich Albert Einstein zitieren: „Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist für uns Wissenschaftler eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige“.  Innerhalb des heiligen Raums können wir in der sogenannten Vergangenheit eingreifen und verändern, uns aus der „Zukunft“ Informationen herunterladen um die „Gegenwart“ neu und kraftvoll zu gestalten.

Solch eine Intervention geschah in dieser Sitzung. Die Abspaltung, sprich Dualität wurde von den Spirits dadurch aufgelöst, dass ein Erkennen des verloren geglaubten maskulinen Anteils in sich selbst erfolgte. Dieser Erkenntnisprozess war ein wichtiger Schritt aus der Dualität in das Einssein von Feminin und Maskulin. Es geschah Heilung auf dieser anderen Erde und dadurch geschah große Heilung in dieser Klientin.

Drei Tage nach der Sitzung rief sie mich an um mir zu berichten, dass sich ihre Situation völlig gedreht hatte: Urplötzlich hatte sie eine Erbschaft auf dem Konto, auf die sie seit zwei Jahren wartete und bekam eine Zusage zu einem Job, auf den sie sich beworben hatte. Durch die Erbschaft konnte sie ihre Miete bezahlen und war jetzt sogar in der Lage, sich selbst eine Wohnung zu kaufen. Und das Wichtigste – sie fühlte sich ganz und musste nicht mehr im Außen nach ihrem verloren geglaubten maskulinen Anteil suchen.

Diese Sitzung hatte mich tief beeindruckt und gleichzeitig war da in mir auch dieses ungläubige Staunen, welche Räume sich da auf einmal eröffneten. Vier Tage nach dieser Sitzung erhielt ich Besuch von einer anderen Klientin, die mir von ihrem Ursprungsplaneten erzählte – sie beschrieb genau die gleichen Bilder, die ich gesehen hatte. Das war für mich die Bestätigung und ich dankte den leuchtenden Wesen dafür, dass sie mir auf liebevolle Weise zu verstehen gaben, wie sehr ich im heiligen Raum im Vertrauen sein kann.

Das war vielleicht ein ungewöhnliches Beispiel, aber es zeigt, wie wir mit allem verbunden sind und wie oft unkonventionelle Methoden erst eine Lösung bringen.

Ja, die neuen Schamanen kommen aus dem Westen. Nicht, um die indigenen Weisheitshüter zu imitieren, sie zu verehren, sondern um gemeinsam eine Welt des Friedens und des Miteinanders ins Dasein zu bringen.

 

Über Lara’Marie Obermaier:

Lara’Marie Obermaier wuchs in einer christlich-spirituellen Familie auf und war bereits als Kind hellsichtig. In einer gesundheitlichen Krise kam sie mit den schamanischen Heilkünsten in Berührung. Sie wurde von Dr. Alberto Villoldo zur leitenden Lehrerin in seiner Lichtkörperschule ausgebildet. Die Energiemedizin wurde zu ihrem neuen Lebensinhalt. In den letzten zehn Jahren hat sie Tausende von Einzelsitzungen gegeben, in denen sich ihr neue Felder für Heilung und Ganzheitlichkeit öffneten, die sie ihren Klienten zugänglich machen kann. Sie teilt ihr Wissen in der von ihr konzipierten schamanisch-mystischen Ausbildung „Fieldhealing“.

https://laramarieobermaier.com/

 

Lara’Marie Obermaier auf Dein-Sechster-Sinn.de von 2017

Talk mit Lara’Marie Obermaier auf MYSTICA von 2013

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2 Kommentare

Sara Winter 30. Dezember 2018 - 13:10

Das mit der Sehnsucht nach der ursprünglichen Natur kann ich persönlich so gut nachempfinden. Seit Jahren habe ich Beschwerden und habe Medikamente genommen, bis die letztendlich das eigentliche Problem wurden. Der Körper kann sich nicht mit der Seele verbinden, wenn er blockiert wird von bösen Dingen. Ich nehme nur noch pflanzliche Mittel wie CBD Öl bei meinen Beschwerden und ich fühle mich allein vom Geist her freier. Schön, dass Schamanen dieses Lebensgefühl immer noch vermitteln wollen und können. https://www.hanf-store.de/

Babette Mayer 29. Dezember 2018 - 11:34

Der Artikel ist wieder so klar dargestellt!
Lara-marie ist eine wunderbare Schamanin, sie bringt ihr Wissen so zum Ausdruck, dass man es wirklich auch begreifen kann was man begreifen kann! Denn vieles ist einfach unbegreiflich, weil man dieses als Wunder bezeichnen kann. Ich habe noch nie so etwas klares kennengelernt, das so hoch angesiedelt ist! Vielen Dank!

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