Koan (japan. „gesetzliche Verordnung“)
Heute versteht man im → Zen-Buddhismus darunter die Anekdote eines Meisters, ein Zwiegespräch zwischen Meister und Mönchen (auch „Mondo“ genannt), eine Feststellung oder eine Frage. Das Koan dient in der Bewusstseinsschulung durch einen Roshi (Zen-Meister) dazu, den Geist für die Erkenntnis zu öffnen. Meistens geschieht das durch die Auseinandersetzung mit einem unlogischen Gedanken oder einer paradoxen Idee, die nicht mit dem normalen Denken zu erfassen sind. Der Schüler kontempliert die vorgelegte Idee so lange, meistens in der Meditation, dem → Zazen (→ Meditation), bis er den plötzlichen Einfall, „Erleuchtung“, gewinnt.
Es geht dabei nicht wie bei einem unlösbaren Rätsel darum, den „Code“ zu knacken, sondern in die Tiefe der Idee zu dringen. Beispiel: Hakuin hielt eine Hand hoch und fragte: „Was ist der Ton der einen Hand?“ Nun muss der Schüler darüber ständig kontemplieren, um irgendwann dahinter zu kommen, welche tiefere Bedeutung in dieser Frage liegt. Diese ist nicht mit normaler Logik zu durchdringen.
Nur intuitive, dem Zen gemäße Einsicht bringt Verstehen – ein Verstehen, das ebenso wenig mit Logik zu tun hat wie das Koan selbst. Der Zen-Meister Hakuin (1686-1769) schrieb: „Wer sich unaufhörlich mit einem Koan beschäftigt, dessen Geist wird sterben, dessen Wille wird zerstört werden. Es gibt keinen Halt mehr. Du glaubst, dem Tod ins Auge sehen und fühlst dein Herz in Flammen aufgehen. Dann bist du plötzlich eins mit dem Koan, und Leib und Geist sind abgelegt.“