Buddhismus

von Lexikon

Geht als „Religion der Vernunft“ und Meditation auf den so genannten „historischen → Buddha“ Siddharta Gautama zurück, auch Shakyamuni genannt, der ca. 500 v.u.Z. lebte. Der Buddhismus ist im ganzen Fernen Osten noch heute verbreitet und gewinnt neuerdings auch immer mehr Anhänger in Europa und den USA. Was an ihm so anziehend wirkt, ist jedoch mehr die esoterische, spirituelle Seite, weniger die organisierte Religion mit üblicher priesterlicher Orthodoxie – immerhin war der Buddhismus ursprünglich eine Gegenbewegung zum → Brahmanismus, der hinduist. Orthodoxie und ihren Auswüchsen.
Buddha erklärte, dass die scheinbare Individualität des Einzelnen, sein Selbst, nicht wirklich sei, sondern nur eine Abfolge von Bewusstseinsmomenten. Der Weg zur → Erleuchtung ist nach Buddha der Weg, sich vom Leiden zu befreien, das mit der körperlichen Existenz verknüpft ist.
Die Grundzüge der Lehre lassen sich in wenigen Sätzen umreißen:
Das Dasein in allen Existenzformen ist Leiden, denn alles, was lebt, ist dem Schmerz, der Vergänglichkeit, dem Verlust und der Trennung unterworfen (die Vier Edlen Wahrheiten).
„Wahrhaft tiefgründig ist dieses Gesetz von der Verursachung, und tief gründend ist dieses Gesetz von der Verursachung, und tief gründend erscheint es auch. Es ist durch Nichtwissen, durch Nichtverstehen, durch Nichtergründen dieser Lehre, dass diese Welt der Menschen verworren ist wie ein Knäuel Garn … und unfähig ist, hinauszugelangen über das Verhängnis der Öde, den Weg des Jammers, den Fall und den endlosen Kreislauf der → Wiedergeburt.“ (Gautama Buddha)
Sie vertritt die Doktrin der Wiedergeburt, nach der das Leiden nicht mit dem Tod aufhört, sondern sich im nächsten Leben fortsetzt.
Da es keine den Körper überdauernde → Seele gibt, vollzieht sich die Wiedergeburt nicht als Seelenwanderung, sondern mehr als kollektive Geburt, d.h. die Menschen tragen zur Erlösung der Menschheit durch die eigene Befreiung bei.
Der ursprüngliche Buddhismus kennt keine Kosmologie und Engelslehre, keine Götter, sondern ist mehr eine psychologische Philosophie als eine Religion (da er in Indien auf den Grundlagen des → Hinduismus entstanden ist, zählen manche Hindus den Buddhismus zu den heterodoxen Anschauungen (→ Darshanas) der indischen Philosophie).
Die Triebkräfte, die das Leben aufrechterhalten, sind demgemäß psychologische, wie Gier, Hass und Unwissenheit.
Der Weg, sich aus dem Leiden zu befreien, ist ein „mittlerer“ Weg zwischen Askese und Lebensbejahung und wird der Achtfache Pfad genannt:
Rechtes Verstehen (oder richtiges „Sehen“)
Rechter Zweck (oder rechtes Streben)
Rechte Rede
Rechtes Verhalten
Rechter Lebensunterhalt (oder Genügsamkeit)
Rechte Anstrengung
Rechte Art der Achtsamkeit (oder Gedankenkontrolle)
Rechte Konzentration (auf das Ziel) oder Meditation.
In einer anderen, kompakteren Form wird der Weg dreigliedrig dargestellt:
Ethik (síla): Hierunter fallen Rechte Rede, Rechte Handlung sowie Rechter Lebenserwerb.
Sammlung (→ Samadhi, → Dhyana): Hierunter fallen Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit sowie Rechte Konzentration.
Weisheit (panna, prajna): Hierunter fallen Rechtes Streben sowie Rechtes Verstehen (Einsicht).
Das sind in der Praxis recht schwierige Übungen; sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den acht Aspekten der → Yoga-Philosophie Patanjalis (→ Raja-Yoga).
Buddha hat in vielen Reden ausgeführt, was er meint, und eine detaillierte Psychologie und Hinweise zur Selbstbeobachtung entworfen. Wenn die letztliche Freiheit von jeder Art egozentrischem Denken und Wünschen erreicht ist, hat der Aspirant das Rad des Leidens und der Wiedergeburt überwunden und → Nirwana erreicht: einen selbstlosen Frieden, der jedes Verstehen übersteigt. Die Grundgedanken des Buddhismus finden sich in allen Schulen wieder, werden aber unterschiedlich interpretiert. Sie bilden die Basis für komplexe philosophische Systeme.
Im Unterschied zur jüdisch-christlichen Überlieferung gibt es im Buddhismus keinen → Gott, der der Geschichte ein Ziel gibt. Im Gegensatz dazu hält die buddhist. Auffassung an einem kollektiven → Karma der Menschheit fest. Karma bedeutet Aktion, aber auch Kraft. Da eine Aktion immer eine bestimmte Kraft auslöst und diese Kraft dann wieder weitere Aktionen hervorruft, ist Karma wesentlich eine Lehre der komplizierten Wechselwirkungen zwischen Kräften und Aktionen, die das sich drehende Rad des → Samsara antreiben.
Im Buddhismus haben sich drei wesentliche Schulen der Lehre herausgebildet, die jedoch in gewisser Hinsicht auch eine Einheit bilden: → Theravada, → Mahayana (dazu zählen auch → Zen-Buddhismus, → Vajrayana bzw. → tibetischer Buddhismus oder Tibet-Tantra), → Amida.
In Deutschland gibt es inzwischen rund 460 buddhist. Zentren verschiedenster Richtungen. Die meisten Anhänger haben der tibet. Buddhismus und der Zen-Buddhismus.

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