Kraftorte – Christopher A. Weidner

von Redaktion

Die Welt, wie wir sie kennen, befindet sich im Umbruch. Viele Menschen fühlen sich dem Heute nicht mehr gewachsen und haben Angst vor dem Morgen. Die Werte und Ideen, auf die wir uns gestern noch verlassen konnten, müssen wir heute infrage stellen. Wer heute nicht verzagen will, braucht viel Zuversicht, und wer in den Krisen dieser Tage sogar eine Chance entdecken möchte, braucht Kraft, viel Kraft. Doch woher nehmen wir diese Kraft?

von Christopher A. Weidner, mit dem in Kürze die Reportagereihe “Mystische Orte” startet

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Es gibt Orte, an denen die Irrungen und Wirrungen der Gegenwart keine Rolle spielen. Überall sind sie zu finden – verborgen in Wäldern, auf freier Flur, an geheimnisvollen Seen und an sprudelnden Quellen: Orte, an denen die Unruhen der Welt vorüberzogen wie ein Gewitterregen.  Hier haben Menschen schon seit Urzeiten Kraft gefunden. Es sind Orte, die meist abseits der Städte zu finden sind und die niemandem zu gehören scheinen. Manchmal haben Menschen ihre Spuren hinterlassen, haben Steine gesetzt oder Bilder in den Fels geritzt, um diese Orte als Orte der Kraft zu markieren und um ihren Dank auszudrücken. Manchmal aber erkennen wir sie erst, wenn wir ihre Aura betreten und uns ihre Kraft umfängt. Dann spüren wir, dass wir hier unsere Sorgen loslassen können, um Raum für Neues in unser Leben zu lassen. Wenn wir dann in unseren Alltag zurückkehren, sehen wir die Welt mit neuen Augen. Das ist die Magie des Kraftortes: Er schenkt uns eine neue Sicht der Dinge. Wo wir zuvor noch Probleme gesehen haben, entdecken wir auf einmal Möglichkeiten.

Kraftorte waren noch nie so wertvoll für uns wie heute. Und jeder, der mit wachem Geist und offenem Herzen durch die Welt geht, kann sie entdecken.

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Das Geheimnis des Kraftortes

Heilquellen, Kultstätten, Kirchen, Findlinge, Burgruinen, Jahrhunderte alte Baumriesen, geheimnisvolle Höhlen, antike Tempel: Kraftorte sind mehr als nur Energiespender – sie sind wie lebendige Wesen, mit denen wir in Beziehung treten können. Zwischen Mensch und Ort gibt es einen Austausch, der beide bereichert. Ein Kraftort ist ein Ort, an dem meine Seele mit der Landschaft verschmilzt.

Ein Kraftort reinigt die Seele. In dem Augenblick, in dem ich den Kraftort wahrnehme, bekommt er die Kraft, mein Leben zu ändern. Je aufmerksamer und bewusster ich mich auf die Wahrnehmung einlasse, umso deutlicher werde ich diesen Impuls zur Transformation spüren. Das ist das eigentliche Geheimnis eines Ortes der Kraft: er schenkt uns die Möglichkeit, für einen Augenblick über uns selbst hinauszuwachsen, weil wir uns mit etwas verbinden, was größer ist als wir selbst.

Es gibt in Deutschland viele berühmte Orte der Kraft, angefangen von den Externsteinen bei Detmold über den Kyffhäuser in Thüringen oder den Untersberg in Berchtesgaden. Menschen erleben an diesen Plätzen erstaunliche Dinge, regelrechte Wunder sollen sich an manchen zugetragen haben. Aber nicht der Ort alleine produziert diese Kraft, sondern die Beziehung zwischen Mensch und Ort lässt diese Kraft entstehen. Gerade an „prominenten“ Plätzen gibt es etwas, das über die Persönlichkeit des Einzelnen hinaus reicht. Dieses ist gespeichert in Märchen und Legenden: sie zeigen, dass schon unzählige Menschen vor mir mit diesem Ort in Beziehung standen. Sie alle haben zur Bedeutung dieses Ortes beigetragen – und der Ort gibt diese Energie an mich zurück.

Als Individuum mit all unseren Sorgen und Nöten suchen wir einen Kraftort auf. Durch seine transpersonale Dimension gibt er uns die Chance, unseren Alltag in einem größeren Zusammenhang zu sehen und unseren Blick zu weiten. Neue Ansätze zur Lösung unserer Probleme können gefunden werden. Die Mythen der Kraftorte regen uns an, mit unseren eigenen inneren Kraftquellen in Kontakt zu treten. Aus diesen inneren Quellen können wir die Kraft schöpfen, neue Wege bei der Bewältigung unseres Alltags zu gehen.

Nicht jeder Kraftort ist gleich gut für jede Fragestellung geeignet. Jeder Ort hat seine spezielle Signatur. Kraftorte lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen, je nach der Grunderfahrung, die sie zur Verfügung stellen: es gibt Orte der Liebe, der Ordnung und der Erkenntnis, entsprechend den drei Grundbedürfnissen aller Menschen.

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Orte der Liebe

Orte der Liebe erzählen sehr häufig Geschichten von Liebe und Leidenschaft, von Treue und Verbundenheit zwischen Menschen oder zwischen Natur und Mensch. Die Kraft, die wir hier erfahren können, trägt den Charakter der Verbindung: die Grenzen zwischen mir und der Welt um mich herum werden durchlässiger und verschwinden sogar. Orte der Liebe laden uns ein, mit etwas Größerem zu verschmelzen. Wir verlassen sie oft mit einem Gefühl, dass der Trennung von einem geliebten Menschen gleicht: wir blicken zurück und mit jedem Schritt, der uns von ihnen fort bringt, wächst die Sehnsucht, wieder zurückzukehren. Die Erfahrungen, die wir an diesen Orten machen, bleiben als liebevolle Erinnerungen in unserem Herzen. Es ist, also ob wir selbst Jahre später noch in Kontakt stehen – oft genügt es, unsere Augen zu schließen, und schon fühlen wir uns an einen Ort der Liebe zurück versetzt, spüren die Eindrücke, die wir dort gesammelt haben, gegenwärtig in uns weiter wirken.

Typische Orte der Liebe finden wir an Flüssen und besonders an Brücken und Furten, an Seen, Brunnen und Teichen, auf Waldlichtungen, in Gärten und Parks, bei Schlössern, in Höhlen und Grotten, am Meer.

Fragen, die wir uns an diesen Orten stellen können: – schräg – Wie verbunden fühle ich mich gerade mit dem Leben? Wonach sehne ich mich gerade? Was fehlt mir in meinem Leben, damit ich mich ganz und vollständig fühle? In welchen Lebensbereichen wünsche ich mir mehr Liebe und Miteinander?

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Orte der Ordnung

Orte der Ordnung haben einen fast gegenteiligen Charakter. Hier treffen wir eher Märchen, Mythen und Sagen an, in denen von großen Taten, Schicksalen und Wundern berichtet wird, vielleicht von Königen und Rittern, von Magiern und Hexen, manchmal auch von Teufeln und Dämonen. Es sind Orte, die uns daran erinnern, dass wir in eine höhere Ordnung eingebettet sind, in der auch wir eine bestimmte Rolle spielen. Es sind Orte, an denen wir weniger zum Verweilen eingeladen werden, sondern die uns beeindrucken, vielleicht sogar befremden. Sie fordern unsere Aufmerksamkeit, aber sie suchen nicht unsere Nähe. Sie rufen uns zur Ordnung und machen uns klar, dass wir Teil eines Ganzen sind und daher Verantwortung für unsere Handlungen tragen. Orte der Ordnung erkennen wir an der Macht, die sie über uns ausüben. Ihre Kraft kann in uns eine Flamme der Begeisterung entzünden – oder den Schatten der Furcht über uns legen. Wie es uns in der Begegnung mit diesen Orten ergeht, hängt ganz davon ab, ob wir einen guten Kontakt zu uns selbst haben, denn sie konfrontieren uns mit unserer Bestimmung. Wer bereit ist, diese Bestimmung zu akzeptieren, findet dort die Kraft, aktiv zu werden und der Gestalter seines eigenen Lebens zu werden.

Fragen, die wir uns an Orten der Ordnung stellen können: – schräg – Was brauche ich, um mehr Halt in meinem Leben zu bekommen? Was ist meine Bestimmung, mein Lebensziel? Wie gut kann ich mit Themen wie Macht und Autorität umgehen? Wie bereit bin ich, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen?

Typische Orte der Ordnung finden wir in Burgen und Burgruinen, in großen Kirchen und Kathedralen, an Kultstätten wie Steinkreisen, auf Berggipfeln, an historischen Stätten, Grabanlagen, an monumentalen Felsen und Bäumen.


Orte der Erkenntnis

Orte der Erkenntnis sind oft sehr stille und einsame Orte, die auf den ersten Blick keine besonderen Merkmale zu besitzen scheinen. Es sind Orte, die uns zur Versenkung in uns selbst einladen. Auf eine sanfte Weise werden wir auf uns selbst zurückgeworfen. Hier fällt es uns leicht, über uns selbst und unser Leben nachzudenken. Vielleicht fühlen wir uns eingeladen, ein gutes Buch aufzuschlagen oder selbst ein paar Zeilen zu schreiben. Es sind Orte voller Poesie und Inspiration: gerade künstlerisch veranlagte Menschen werden hier neue Kraft für ihre kreative Arbeit finden, ebenso Menschen, die sich ganz der geistigen Arbeit verschrieben haben. Doch nicht nur sie profitieren von der stillen Kraft der Erkenntnis: jeder, der sich auf die Suche nach einer Lösung für seine Problem macht, ist hier willkommen. Diese Plätze helfen uns, auf das Wesentliche zu stoßen und erlauben uns einen Blick hinter die Oberfläche des Alltäglichen. Sie bringen uns in Berührung mit unserer geistigen Dimension.

Typische Orte der Erkenntnis sind häufig von Menschenhand gestaltet. Dazu gehören ruhige Ecken in Parkanlagen, kleine Kapellen am Wegesrand oder andere Orte des Gebets und der spirituellen Einkehr wie Tempel und Klöster, Bäume mit Bänken darunter, ein murmelnder Bach, ein Felsvorsprung mit Blick in das Tal, ein Platz auf einer Waldlichtung, ein ruhiger begrünter Innenhof, manche Plätze auf alten Friedhöfen.

Fragen, die uns Orte der Erkenntnis beantworten können: – schräg – Wie finde ich den Überblick über meine aktuelle Situation? Welche Erkenntnisse fehlen mir noch, um eine schwierige Situation, in der ich mich befinde, zu lösen? Was brauche ich, um in meinen gegenwärtigen Problemen Chancen für die Entwicklung meiner Persönlichkeit zu sehen?


Eigene Kraftorte entdecken

Auch wenn wir fernab von berühmten Kraftorten leben, können wir uns selbst auf die Suche machen. Ich bin sicher, dass auch in Ihrer Nähe ein Kraftort auf seine Entdeckung wartet. Gibt es eine kleine Kapelle am Wegesrand? Einen versteckten Weiher? Einen alten Baum in der Mitte Ihres Dorfes? Eine verwunschene Höhle im Wald? Machen Sie sich vertraut mit dem Ort, schließen Sie Bekanntschaft. Je mehr Sie über ihn wissen, umso bereitwilliger wird er sich ihnen offenbaren. Lesen Sie seine Geschichte und entdecken Sie seine Sagen und Legenden. Dann suchen Sie diesen Ort auf und öffnen einfach Ihre Sinne, und während Ihr äußeres Auge sich an der Landschaft erfreut, wird Ihr innere Auge auf Entdeckungsreise in Ihre innere Landschaft gehen.

Autor: Christopher A. Weidner

www.mystisches-muenchen.de – Unterwegs zu den Geheimnissen der Stadt
www.mystische-orte.de – Kraftorte in Deutschland und anderswo

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In Kürze startet unsere neue Reportageserie „Mystische Orte“ mit Nina Massahi. Sie besucht mit Christopher Weidner besondere Plätze und Orte in Bayern.

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3 Kommentare

Christian 15. September 2013 - 17:59

Hallo,
wer einmal im Südschwarzwald unterwegs ist. Dem empfehle ich einen Besuch in Furtwangen. Dort auf den Brend fahren (ausgeschildert) und dort den Fußweg zu den Güntersfelsen nehmen. Eine große Felsformation die Mitten im Wald liegt. Ein sehr mächtiger Kraftort mit starker geomantischer Energie. Interessant ist auch hier das bei der Vielzahl an Felsen, diese ganz unterschiedliche Energien haben. Wenn man dann schon einmal unterwegs ist kann man später gleich zur Martinskapelle weiter wandern. Hier ist auch eine ganz besondere Energie zuspühren. Gerne sende ich ihnen ein Foto, wenn sie diesen Platz in ihre HP aufnehmen wollen.

Mfg Christian Behr.

Margit Kern 12. März 2013 - 22:11

Liebes Mystica Team,
ich habe soeben “zufällig” Kraftplätze in München” bei Facebook entdeckt.
Und ich finde die Aufnahmen wirklich wunderbar.

Ich selbst wohne in Nürnberg und würde mich freuen, wenn es auch eine Begehung in und um Nürnberg geben könnte. Ist das möglich?

Herzlichen Gruß
Margit Kern

Thomas 14. März 2013 - 13:56

Hallo Frau Kern,

danke für die Anregung. Wir planen tatsächlich, unser “Recherchegebiet” allmählich auszudehnen…

Viele Grüße

Ihr MYSTICA Team

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