Artus (engl. Arthur, → A) war ein sagenhafter engl. KĂśnig, der um 500 gegen die eindringenden Angeln und Sachsen gekämpft haben soll.
Die Geschichten um KÜnig Artus und seine Tafelrunde gehen teilweise auf kelt. Märchen und Fabeln zurßck, haben aber mÜglicherweise auch einen historischen Kern.
Populär wird der Mythos 1136 durch ein Manuskript von Geoffrey von Monmouth, die âHistoria Regum Britanniaeâ (âGeschichte der KĂśnige von Britannienâ). Einige Gelehrte glauben, dass Geoffrey die Quelle fĂźr den mittelalterlichen âArtusboomâ war, andere meinen, dass viele der Sagen um Artus eigentlich aus mĂźndlichen bretonischen Ăberlieferungen stammen, die an den kĂśniglichen und adligen HĂśfen Europas von professionellen Geschichtenerzählern verbreitet wurden. Der franzĂśsische Epiker ChrĂŠtien de Troyes erzählte um 1185 Geschichten aus diesem Sagenkreis in seinem Werk âPercevalâ. Darin rief Artus die Ritter der Tafelrunde zusammen (Iwein, Erec, Lancelot, Gawain, Galahad und andere). An seinem Hof, den die britische Ăberlieferung in Camelot lokalisiert, lebte auch der Zauberer Merlin. Die âRitter der Tafelrundeâ weihten ihr Leben u.a. heldenhaften Taten, deren spirituell wichtigste die Suche nach dem hl. → Gral war.
âDiese Tafelrunde ist wahrscheinlich ein sehr altes Symbol, eines von jenen, die immer mit der Idee der geistigen, die Tradition bewahrenden Zentren verbunden wurden. Die Kreisform der Runde steht formal mit dem → Tierkreis in Beziehung, da zwĂślf Hauptpersonen um diese Tafel gruppiert sind. Diese Besonderheit kehrt bei der Errichtung aller derartigen Zentren wieder.â (RenĂŠ GuĂŠnon 1987, 49; → Asgard)
Im Kreis fĂźhlt der Mensch sich nicht nur verbunden mit dem Kreis des Universums, sondern auch mit allen anderen Menschen, die sich mit ihm im Kreis befinden. Im Kreis, im unendlichen Zentrum, hat er teil an der Kraft der anderen Welt.
Robert de Boron fĂźgt in seiner Erzählung âMerlinâ (um 1200) fĂźr die Entwicklung des Mythos ein wichtiges Element hinzu: den Magier Merlin. Er erzählt zahlreiche Anekdoten Ăźber Merlins Fähigkeit der Gestaltverwandlung. Merlins PersĂśnlichkeit wird lebhaft schillernd dargestellt: Er ist gerissen, scharfsinnig, reizbar und mephistophelisch, genauso, wie ihn J.R.R. Tolkien in seiner Figur des Gandalf im âHerrn der Ringeâ adaptiert hat. Er hat ĂźbernatĂźrliche Kräfte, doch er ist auch gĂźtig und handelt zum Wohle seiner Umgebung und der grĂśĂeren Gemeinschaft. Ohne seine geschickte FĂźhrung wĂźrde das KĂśnigreich zugrunde gehen. Robert de Boron hatte damit Merlins Charakter in einer Art und Weise akzentuiert, die sich in der Literatur durch die folgenden Jh. kaum veränderte.
Dieses Porträt wird auch in der späteren Geschichte âLe Morte Darthurâ (1469/70) von Thomas Malory (um 1408-1471) benutzt. Malory nahm den ganzen Sagenkreis auf und webte daraus in einer archaischen und dennoch frischen Art einen Teppich aus Wundern. Der Magier Merlin treibt hier die Suche nach dem Gral voran und wird schlieĂlich in Verwicklungen verstrickt, die unentrinnbar tragisch enden mĂźssen. Von ihm erhält Artus den Thron, nachdem er ein Schwert aus einem Stein gezogen hat. Dies kann nur der âwahre KĂśnigâ (auch im spirituellen Sinne) vollbringen, also den angekĂźndigten KĂśnig und wahren Erben von Uther Pendragon.
Das Schwert im Stein â das berĂźhmte Excalibur â hat esoterisch-symbolische Bedeutung: Der Stein steht fĂźr den âhl. Gralâ, das Schwert entspricht dem Element Feuer, der Lebensenergie, dem Blut des Lebens. In einer anderen Version jedoch heiĂt es, dass Excalibur Artus von einer Hand, die aus einem See kam, ausgehändigt wurde. Die Hand steht symbolisch fĂźr die Tat und der See fĂźr die Seele, während das Schwert als Blutsymbol im Zusammenhang mit der Seele die Suche nach der Wirklichkeit des Seins andeutet.
Die heilige Insel Avalon, auf die Artus nach seinem Tod entrĂźckt wurde und von wo er der Ăberlieferung zufolge dereinst wiederkehren wird, ist eine andere Form der Vorstellung eines → Weltzentrums. Sie hebt sich mit einem Berg in ihrer Mitte aus dem Meer, in einer unerreichbaren Gegend, hinter der die Sonne aufsteigt. Sie wird zunächst Abalus genannt, später Avalon, die Apfelinsel (Parallelen zur Insel der Hesperiden, jener griech. Sagengestalten, welche die goldenen Ăpfel der ErdgĂśttin Hera bewachen). Die nord. GĂśttin Iduna bewahrt ebenfalls die goldenen Ăpfel auf, die den GĂśttern ewige Jugend schenken. Dieser Mythos beruht darauf, dass GrĂśnland vor ca. 10 000 Jahren ein âgrĂźnes Landâ war, die Urheimat des Apfels, während das europäische Festland noch unter einer mächtigen Eisdecke begraben lag. Die Heilige Insel ist auch das âLand der Unsterblichkeitâ, die âAndersweltâ der kelt. Ăberlieferung (→ Kelten).