Die Familie – Kerstin Reichl

von Thomas
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Die Werbung zeichnet die Familie stets als ein harmonisches Miteinander. Komisch, im tatsächlichen Leben sieht es oft ganz anders aus. Warum? Die spirituelle Lehrerin Kerstin Reichl meint, weil die geistigen Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung einer Seele ganz andere Bedingungen hat. Hier schildert sie aus ihrer Sicht, warum Verstrickungen der Menschen untereinander nicht zu vermeiden sind…

Von Kerstin Reichl


Jeder Mensch auf dieser Welt ist Teil einer Familie. Ganz gleich, ob wir mit einem alleinerziehenden Elternteil oder im Rahmen einer Großfamilie heranwachsen, auf Dauer können wir uns kaum dem Thema ganz entziehen.

Stellt man vom sozialpolitischen Standpunkt aus die Frage nach dem „Sinn“ von Familie, kann sie leicht beantwortet werden. Der Staat hat ein berechtigtes Interesse daran, die genetische Verwandtschaft von Menschen zur Grundlage seiner sozialen Gesetzgebung zu machen, denn nur so lassen sich Unterhalts- und Versorgungsverpflichtungen sowie Erb- und Adoptionsangelegenheiten rechtlich klären. Zudem übernimmt die Familie in der Regel die Pflege von alten, kranken oder behinderten Mitgliedern und entlastet so den Staat von seinen Aufgaben.


Heile Welt Familie

Emotional betrachtet zeigt sich oftmals das Bild eines weit verbreiteten Mythos: Familie als Erfüllung eines glückverheißenden Lebenstraumes, als wohliger Rückzugsort und Schutzraum vor den Wirrungen des Alltags. Eine Familie, wie sie in der Werbebroschüre jedes Versicherungsunternehmens zu finden ist: mit strahlenden, stolzen Eltern, fröhlich herumturnenden Kindern und kerngesunden, jugendlichen Großeltern voller Lebensfreude.

Sehen Sie sie jetzt vor sich, diese friedvollen Familien, in denen jeder jeden mag, in denen Disharmonie und Streit unvorstellbar sind?
Fühlen Sie sich rundum wohl bei dieser Vorstellung? Nein? Warum nicht? Weil es in Ihrer Familie vielleicht anders zugeht? Weil da einer mit dem anderen nicht mehr spricht? Weil niemand ganz freiwillig die kränkliche Oma unterstützen will? Weil um alles und jedes gestritten wird und keiner nachgibt? Haben Sie selbst vielleicht den Kontakt zur Familie schon längst abgebrochen?

Wie dem auch sei, Sie brauchen sich nicht zu grämen. Sie haben für sich selbst lediglich festgestellt, dass ihre Familie nicht dem Ideal der harmonischen, tragfähigen Gemeinschaft entspricht, deren Mitglieder gemeinsam durch dick und dünn gehen. Dass das Bild, von Medien und Politik verbreitet, uns etwas vorgaukelt, was der Realität entgegensteht. 


Und die Realität

Weil wir jedoch glauben, in anderen Familien gehe es liebevoll und harmonisch zu, nur bei uns funktioniere das nicht, martern wir uns mit Selbstvorwürfen und Zweifeln. Bei eingehender Betrachtung jedoch zeigt sich, dass die harmonisch verbundene Familie, in der sich alle gegenseitig Hilfe und Stütze sind, leider die große Ausnahme ist. Betrachtet man die Familie aber einmal aus seelischer und nicht aus sozialer oder rechtlicher Sicht, wird schnell klar, weshalb so wenig familiäre Beziehungen wirklich tragfähig sind.

Zum besseren Verständnis ist es dabei notwendig, einige Grundbedingungen unserer Existenz zu erläutern:

Jede Seele hat ein ungeteiltes, einheitliches Bewusstsein. Sie enthält vom lichtvoll göttlich Schönsten bis hin zum abgründig grauenhaft Finstersten alles. Da sich die differenten Energien der Seele, dem Gesetz der Harmonie folgend, zwangsweise ausgleichen, so wie sich heiß und kalt oder plus und minus neutralisieren, ist sie nicht in der Lage, sich selbst in all ihren Möglichkeiten zu erfahren.

Strebt die Seele nun danach, sich selbst zu erkennen, hat sie die Möglichkeit zu inkarnieren. Zu diesem Zweck und in der Absicht, alles zu erfahren was erfahrbar ist, fragmentiert sich die Seele in einzelne Seelenteile. Jeder Teil inkarniert innerhalb eines gesamten Inkarnationszyklusses von ca. 10.000 Jahren immer wieder in verschiedenen dualistischen Systemen, zu denen auch die Erde gehört.

Jeder Seelenteil entwickelt sich – beginnend als Babyseele, über die Kinder-, die Junge und die Reife Seele – in vielen verschiedenen Leben bis zur alten Seele hin. Dabei wechselt er ständig zwischen Leben im eingekörperten Zustand und dem rein energetischen, nicht eingekörperten Zustand auf der Astralebene hin und her.

Aus dem seelischen Bewusstsein heraus, dass wir in Wahrheit keine Einzelweisen sondern Teil eines größeren Ganzen sind, streben wir ständig danach, uns zu verbinden, zu vereinigen, brauchen die Gemeinschaft und das Gefühl dazuzugehören. Aus diesem Grund sind wir auch bereit, eine Familie zu gründen oder uns mit der eigenen Familie auseinanderzusetzen.


Aufgabe der Familie aus seelischer Sicht

Die eigentliche Aufgabe der Familie besteht aus seelischer Sicht darin, der eingekörperten lernwilligen Seele als Erfahrungsfeld zu dienen. Sie ist so gesehen nicht mehr als eine Zwangsgemeinschaft von Seelenteilen, die bemüht sind, ihrem selbst gewählten Seelenplan zu entsprechen, indem sie karmische Verabredungen einhalten, die sie im Vorfeld ihrer Inkarnation auf der Astralebene getroffen haben.

Das klingt sehr desillusionierend, entspricht aber den Tatsachen. Keiner von uns ist rein zufällig und ohne Hintergrund in seiner Familie inkarniert. Jeder Seelenteil hält während seines entkörperten Aufenthaltes auf der Astralebene Ausschau nach einer Inkarnationsmöglichkeit, die ihm die geplanten Reibungs- und Wachstumserfahrungen bietet, und sucht ganz gezielt nach bereits inkarnierten oder ebenfalls inkarnierungswilligen Seelenteilen, mit denen es noch einen karmischen Ausgleich zu leben gilt. Jeder eingekörperte Seelenteil verfolgt ganz bestimmte Lernaufgaben innerhalb seiner Familie, die er zu meistern beabsichtigt.

Kein Mitglied einer Familie inkarniert als „unbeschriebenes Blatt“. Jeder Mensch verfügt neben seinem physischen Körper über einen hochfrequenten – und somit für unsere fünf Sinne nicht wahrnehmbaren – Mental- und Emotionalkörper. In diesen sind sämtliche unverarbeiteten Erfahrungen vergangener Inkarnationen abgespeichert. Ihr Inhalt beeinflusst, ungeachtet der sonstigen Lebensbedingungen und Umstände, das Fühlen, Denken und Handeln des Inkarnierten ganz entscheidend. Diese Energiekörper enthalten auch die Information, mit welchem Mitglied unserer Familie wir eine Verabredung aus einem ungeklärten Schüler-Lehrer-Verhältnis oder einer Opfer-Täter-Verbindung haben und wer uns als hilfreicher Seelengefährte oder Erfüllungsgehilfe zur Seite steht.


Ängste als Wachstumsfaktoren

Zudem wird jeder Mensch von seinem „Motor der Entwicklung“, also von seinen Ängsten angetrieben. Die sieben Hauptmerkmale der Angst sind: Minderwertigkeit, Selbstzerstörung, Opfertum, Verhärtung, Maßlosigkeit, Stolz und Rastlosigkeit. Unterschiedliche Angstmerkmale der einzelnen Familienmitglieder bewirken zwingend ein gänzlich unterschiedliches Empfinden und Verhalten in vielen Situationen.

Jeder Mensch besitzt eine sogenannte „Wesensessenz“. Diese zu Beginn der ersten Inkarnation gewählte „Rolle“ im „Spiel des Lebens“ behält ein Seelenteil über seinen gesamten Inkarnationszyklus bei. Es gibt sieben verschiedene Wesensessenzen. Hier nur eine kurze Beschreibung:
„Der Helfer“ steht seinen Mitmenschen tatkräftig und praktisch zur Seite, er darf sich selbst dabei aber nicht im Dienen verlieren.
„Der Eingeweihte“ hilft und unterstützt Menschen durch Zuspruch und Ratschlag, muss sich aber davor hüten, diese zu „zwangsmissionieren“. Beide Wesensessenzen bilden das „Motoröl“, das ein reibungsarmes menschliches Miteinander überhaupt erst ermöglicht.
„Der Kommunikative“ ist der Brückenbauer, der Menschen mit unterschiedlichen Weltbildern und Ansichten zusammenbringt. Er neigt dazu, laut zu werden, wenn ihm nicht ausreichend Beachtung geschenkt wird.
„Der Kreative“ erschafft das Neue und Schöne aus sich selbst heraus. Neben dem „Wissenschaftler“, der sich bevorzugt auf ein Sachgebiet spezialisiert, ist „der Kreative“ die Wesensessenz, die dem einzelnen Menschen und der Gesellschaft am wenigsten zugewandt ist.
„Der Herrscher“ geht als Wegbereiter voran, muss aber lernen, seine Führungsqualitäten zum Wohle aller und nicht manipulatorisch gegen seine Mitmenschen einzusetzen. „Der Kämpfer“ engagiert sich für Wahrheit und Gerechtigkeit, tendiert jedoch zu Fanatismus und Übereifer.

Zusätzlich zur Wesensessenz wählt jeder Seelenteil über den Seelenplan, ob er sich für die Dauer eines Inkarnationszyklusses als Aspektierung, Zwillingsseele oder Dualseele erfahren möchte. Aspektierungen sorgen für Reibung und somit für Wachstum, sie schaffen die Erfahrungsgrundlage für die Seele. Zwillingsseelen helfen eingekörperten Seelenteilen, ihre seelischen Wunden zu heilen, wenn diese dazu selbst nicht mehr in der Lage sind. Dualseelen wirken als Aufstiegshelfer; ihnen kommt in den Zeiten des Aufstiegs die Aufgabe zu, andere Seelenteile in ihrem Wachstum zu unterstützen.

Entsprechend seiner Anzahl an Inkarnationen hat zudem jedes Mitglied einer Familie, ein bestimmtes Seelenalter, dem klar definierte Themenbereiche zugeordnet sind. Die führungsbedürftigen Baby- und Kinderseelen sind in Europa kaum inkarniert. Die Jungen Seelen werden von den Themen „Geld, Macht, Kontrolle und Materie“ bestimmt. Reife Seelen beschäftigen sich mit der Gesellschaft und ihrem Platz in ihr, Alte Seelen arbeiten an ihrem holistischen Weltbild und ihrem Gottvertrauen.

All diese Unterschiede bewirken ein enormes Reibungspotential innerhalb der Familie, da Blickwinkel, Einstellungen und Ansichten der einzelnen Mitglieder sich aufgrund der bereits in verschiedenen Leben gemachten Erfahrungen zum Teil ganz wesentlich voneinander unterscheiden. Die zu lösenden karmischen Verstrickungen unter den Familienmitgliedern erzeugen zusätzlich erhebliche Spannungen. Aber genau diese dadurch entstehende Reibung ist es, die das seelische Wachstum aller Familienangehörigen vorantreibt.  So ist unser Wunsch nach Friede, Harmonie und Geborgenheit oftmals weit entfernt von dem, was auf Seelenebene geplant ist, um den einzelnen Seelenteilen zu Erkenntnis und Heilung zu verhelfen.

Hier ein paar grundsätzliche Anmerkungen, die Ihnen helfen mögen, ihre Familie und ihre eigene Position in derselben besser zu verstehen:

* Wenn Sie, was gelegentlich vorkommt, mit Ihren Eltern keine karmischen Verabredungen haben, ist es ganz normal, dass Sie als Erwachsene wenig Bedürfnis verspüren, Kontakt mit ihnen zu halten.

* Haben Sie mit Ihren Geschwistern keine karmischen Verabredungen, die aufgearbeitet werden müssten, ist es nicht ungewöhnlich, wenn Sie als Erwachsene wenig oder gar nichts miteinander verbindet.

* Besteht zwischen Eltern und Kindern oder Geschwistern eine Seelengefährtschaft, so ist die Beziehung besonders innig und von Harmonie und Gleichklang gekennzeichnet.

* Bevorzugt ein Elternteil ein Kind ganz besonders, kann eine karmische Verabredung zum „Stützen und Nähren“ dahinterstecken, z. B. auf Grundlage einer Freundschaft aus einer vergangenen Inkarnation.

* Gibt es zwischen zwei Personen in einer Familie ständig Streit und Auseinandersetzungen, ist höchstwahrscheinlich eine karmische Verabredung aus einem ungeklärten Lehrer-Schüler-Verhältnis oder einer kriegerischen Auseinandersetzung der Hintergrund. Letztlich geht es immer darum, die Verabredungen durch Klärung zu heilen und aufzulösen.

* Je weniger Wesensessenzen „Heiler“ und „Eingeweihte“ in einer Familie vorherrschen, umso disharmonischer ist die Beziehung der einzelnen Familienmitglieder zueinander, da nur diese Wesensessenzen vermögen, die Reibung innerhalb der Familie zu verringern.

* Je mehr ruhebedürftige, introvertierte „Alte Seelen“ in einer Familie inkarniert sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Lust auf ein Familientreffen eher gering ist.

* Je mehr Familienmitglieder im Seelenalter der „Reifen Seele“ sind, umso enger wird der Zusammenhalt in der Familie sein.


Kerstin Reichl, Jahrgang 1966, lebt mit Ehemann und drei Kindern in der Nähe von Nürnberg. Ihre mediale Begabung zum Hellhören machte sie 2010 zu ihrem Beruf. Seitdem arbeitet sie mit Menschen, die durch Selbsterkenntnis ihre persönliche Entwicklung voranbringen möchten. Aus der Arbeit an einer schriftlichen „Gebrauchsanleitung“ für ihre Readings entstand ihr erstes Buch „Praktische Spiritualität für Ungeduldige“, welches im Juni 2013 im Smaragd-Verlag erschien. „Praktische Spiritualität für Fortgeschrittene“, Kerstin Reichls zweites Buch, ist im August 2014 ebenfalls im Smaragd-Verlag erschienen. Als Hörbuch ist es bereits im Juli 2014 im Selbstverlag realisiert worden.

www.kerstin-reichl.de

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